Glaube und Akupunktur

 

Verstehen lässt sich Akupunktur nicht. Trotz aller dazu entwickelten Theorien. Muss man stattdessen an sie glauben?

 

Glauben anstatt zu verstehen?

Wenn man etwas nicht versteht, auch nicht verstehen kann, weil es selbst den intelligentesten Verstand überfordert, kann man entweder dazu stehen, dass man es weder weiß noch versteht oder man ersetzt es durch glauben an irgendetwas.

So gehen viele von uns auch mit einer der wichtigsten Fragen unserer Existenz um, nämlich was nach dem Tode sein wird. Oder sie verdrängen die Frage einfach, verdrängen die Tatsache der Endlichkeit unseres Lebens.

Viele, vor allem ältere Menschen, die diese Frage nicht mehr einfach so verdrängen können, suchen das Heil in ihrer jeweiligen Religion und deren jeweiligen Antworten, an die man nur zu glauben braucht. Das Problem ist dann natürlich, dass man es dennoch nicht versteht und wie alles, was man nicht versteht, letztendlich zu Zweifeln führt. Zweifel schon alleine deshalb, weil wir in unserer heutigen Welt zumindest mal von den Vorstellungen der anderen Religionen, was nach dem Tod sein soll, gehört haben. Wer hat nun recht?

Selbst in der landläufigen Akupunktur wird oft genug nicht wissen und nicht verstehen durch Glauben ersetzt. Man glaubt einfach das, was im Lehrbuch steht. Man versteht es zwar nicht, aber was soll's, dann glaubt man halt daran. Das ist natürlich nicht nur in der Akupunktur so, sondern in fast jedem Beruf, indem man etwas lernt, weil es so im Lehrbuch steht oder es der Meister einem beigebracht hat.

Das dumme ist, dass man in der Akupunktur, so wie sie an vielen Heilpraktiker-Schulen ebenso wie an Universitäten gelehrt wird, eigentlich nichts hat, woran man sich festhalten könnte. Wenn ein Schreiner lernt, dass ein bestimmtes Holz die und die Eigenschaften hat und mit den erlernten Handwerkstechniken am besten bearbeitet werden kann, dann bestätigt sich das in seinem täglichen Berufsleben.

Doch der erste Misserfolg bei einer Akupunkturbehandlung kann schon zu Zweifeln führen, ob es richtig war, was im Lehrbuch dazu steht. Kann sogar zu Zweifeln an der Akupunktur schlechthin führen. Schließlich hat man das alles nicht selbst entwickelt, sondern nur gelernt. So sind die Wurzeln nicht gerade tief entwickelt, sondern oft sogar sehr kümmerlich. Sie sind im Verstand, immer gepaart mit Zweifeln.

Glauben, auch an das, was im Lehrbuch steht, kann keine tiefen Wurzeln entwickeln, kann nicht über den Zweifel erhaben sein.

 

Liebe und Vertrauen

Liebe und Vertrauen haben hingegen tiefe Wurzeln in uns. Sie sind nämlich Teil unseres Wesens. Wenn auch oft genug so tief verschüttet, dass sie nur noch ganz selten einmal zum Vorschein kommen. Tief verschüttet, weil beides uns auch verletzlich macht.

Liebe und Vertrauen sind jenseits unseres Verstandes.

 

Liebe

Liebe ist eine der kostbarsten Gaben unserer eigenen Existenz. Liebe führt zusammen, was zusammen gehört. Sie trennt nicht, sie umfasst immer das ganze. Wenn jemand sagt, diesen Teil von mir liebe ich, aber diesen anderen, verdrängten Teil liebe ich nicht, dann ist es ein Lippenbekenntnis des Verstandes, mit Liebe hat das nichts zu tun. Liebe strahlt aus unseren Herzen und umfasst alles, inklusive uns selbst.

Genau das tut auch eine Heilung. Sie fügt einen Menschen zusammen, versöhnt ihn mit dem Teil, den er verdrängt hatte. Erlaubt es ihm, wirklich zu lieben. Nicht eine Vorstellung, wie man vielleicht gerne wäre, sondern ganz einfach uns, wir sind. Heilung macht uns ganz! Wir können uns akzeptieren, wir sind. Inklusive unserer früheren Missetaten, hasserfüllten Gedanken und was er sonst alles verdrängt hatten, weil wir mir natürlich glauben wollen, dass wir nicht so sind. Womit wir wieder beim Glauben sind. Nur weil wir glauben wollen, dass wir so oder so sind, sind wir es noch lange nicht. Da merkt man schon, wie sehr Glaube Selbstbetrug ist, Selbsttäuschung!

Absichtslose Akupunktur kann eine solche Heilung bewirken.

 

Vertrauen

Die Akupunktur, die am Akupunkturinstitut Heidelberg gelehrt wird, ist ohne Vertrauen überhaupt nicht möglich. Nämlich das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung.

Da gibt es kein Lehrbuch, das für eine bestimmte Diagnose eine bestimmte Punkt-Kombination vorschreibt. Da gibt es stattdessen das hineinwachsen in ein gewissermaßen Allwissen während man behandelt. Nicht im Sinne eines allwissenden, der plötzlich die ganze Welt versteht, sondern in dem klaren Wissen, welcher Akupunkturpunkt als nächstes behandelt werden muss und ob er Gold oder Silber braucht.

Vertrauen, das über die Akupunkturbehandlung hinausgeht, macht das Leben unglaublich leicht. Wenn man aufhört, alles kontrollieren und absichern zu wollen, was ohnehin nicht gelingt, dann kann man sich dem Leben einfach so hingeben.